Gut Ding will Weile haben. Wann immer über ein neues Zelda-Spiel gesprochen wird, bemüht Nintendo diese Redensart, um klarzustellen, dass Qualität das oberste Gebot bei der Entwicklung sei. Doch dieser Anspruch hat auch seinen Preis: Zwischen den Veröffentlichungen von The Legend of Zelda - Twilight Princess und The Legend of Zelda - Skyward Sword lagen ganze fünf Jahre. Nintendo betonte in der jüngeren Vergangenheit zwar, solche Zeitspannen künftig minimieren zu wollen. Doch gerade mit dem Sprung ins HD-Zeitalter scheint dieser Plan wohl ins Stolpern geraten zu sein. Bezogen auf die Entwicklung von Pikmin 3 gab Shigeru Miyamoto bereits zu, dass man den Aufwand bei der Entwicklung von HD-Titeln zunächst unterschätzt habe. Nun erscheint mit The Legend Of Zelda - The Wind Waker HD kein völlig neues Spiel, sondern ein grafisch aufpoliertes Remake. Offiziell, weil man erst beim Experimentieren mit der Grafik für das nächste Zelda auf diese Idee gekommen sei. Ob jedoch in Wirklichkeit Probleme bei der Softwareplanung für das nächste neue Zelda-Spiel der Grund sind und das HD-Remake nur eine zwischengeschobene Lösung ist, sei einmal dahingestellt. Fakt ist: Unter Fans gilt The Wind Waker als eines der besten Zelda-Spiele überhaupt. In unserem Test verraten wir euch, ob der Glanz des Originals auch in der Neuauflage durchscheint.
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Eine leichte Brise weht über das kleine, verschlafene Eiland Präludien. Möwen krächzen, nur ein paar Wolken stehen am Himmel und die Sonne schickt ihr warmes Licht auf den Ausguck am Rande des Steges, wo ein kleiner Jüngling gerade ein Nickerchen hält. Als seine kleine Schwester ihn weckt, ahnen die beiden noch nicht, was kurze Zeit später passieren wird. Ein riesiger Vogel flattert über die Insel, nur um dann von den Kanonen eines Piratenschiffes getroffen zu werden, damit er endlich die Beute freigibt, die er in seinen riesigen Klauen hält: die Piratenanführerin Tetra.
Der Jüngling eilt mit dem Schwert zur Hilfe, doch die Freude über die geglückte Rettung währt nur kurz. Blitzschnell kehrt der große Vogel zurück und entführt kurzerhand die kleine Schwester, die er irrtümlicherweise für Tetra hält. Als ihr Bruder mit den Piraten aufbricht, um sie aus der verwunschenen Bastion zu retten, weiß er noch nicht, welche dunklen Gefahren auf ihn warten.
Leider misslingt im Anschluss die Rettung der Schwester. Der noch leicht tollpatschige Held in spe wird von dem großen Vogel zurück ins Meer geschleudert und kommt später in der Obhut des roten Leuenkönigs wieder zu sich. Der Leuenkönig ist ein sprechendes Boot und wird den Jungen fortan auf seiner Reise führen. Mit ihm kann der Jüngling die Spielwelt erkunden, ein riesiges Meer voller kleiner und großer Inseln.
Diese komplett offene Spielwelt zum freien Erkunden ist das Kernelement von The Wind Waker und trug schon beim ursprünglichen Release im Jahre 2003 seinen Teil dazu bei, dass der Titel von einigen als das bis heute beste Zelda-Spiel gefeiert wurde. Das Spielgefühl war ungemein frisch und viele der bekannten Spielstrukturen wurden aufgebrochen, sodass es auch gegen Spielende immer wieder neue Überraschungen zu entdecken gab.
Die neuen großen und kleinen Features
Für die Neuauflage wurden im Konstrukt der offenen Spielwelt drei wesentliche Spielelemente abgeändert. Zunächst wäre da das Segel für den roten Leuenkönig. Generell erfordert das Spiel die regelmäßige Nutzung des Taktstocks des Windes, um die Windrichtung auf dem Ozean zu beeinflussen, damit man bequem von A nach B schippern kann. Im späteren Spielverlauf sorgt nun ein spezielles rotes Segel für angenehmeres Reisen, da es euer Schiff schneller voranbringt und zudem jeder Windrichtung trotzt. Ein magischer Motor für den Leuenkönig. Dies ist besonders gegen Ende des Spiels sinnvoll, da die Suche nach Schätzen und Herzteilen auf den einzelnen Inseln mit dem normalen Segel im Originalspiel zu einer recht langatmigen Aktion werden konnte.
Ebenfalls recht langatmig war das Sammeln der Triforce-Splitter. Diese sind nach wie vor nötig, um den Weg zum finalen Showdown zu ebnen. Bislang musste die Position aller Triforce-Splitter zunächst mit versteckten Schatzkarten ermittelt werden, die zu allem Überfluss auch noch verschlüsselt waren. Für das Entschlüsseln von Schatzkarten ist ein gewisser Herr Tingle verantwortlich, der im Originalspiel seine Dienste aber mit recht happigen Preisen in Rechnung stellte und so den Spielfluss massiv ausbremste. In der Neuauflage entfällt dieser Part für einen Großteil der Triforce-Splitter, die sich nun direkt finden lassen. Ein kostspieliges Entschlüsseln ist nur noch bei drei Triforce-Schatzkarten nötig.
Die letzte Neuerung betrifft den sogenannten Tingleceiver. Hinter diesem Gadget verbirgt sich ein optionales Item, das eine Verbindung des Spiels mit dem Gameboy Advance ermöglichte. Da der GameBoy Advance inzwischen aber eine Hardware-Antiquität ist, wurden das Item und alle seine Funktionen komplett aus dem Spiel gestrichen. Stattdessen gibt es jetzt mit der Flaschenpost ein neues Feature. Mit ihr lassen sich Miiverse-Nachrichten an andere Spieler schicken, die dann in deren Spielwelt als Flaschenpost angespült werden.
Abseits dieser Änderungen, die Nintendo bereits in den diversen Trailern zum Spiel bewarb, lassen sich zudem zahllose kleinere Detailanpassungen ausmachen. So zeigt ein klar erkennbares grünes Symbol den potentiellen Landepunkt von Link an, wenn er gerade mit dem Deku-Blatt durch die Lüfte schwebt. Und benutzt ihr an Bord eures Boots die Kanone, seid ihr dank eines Zielcursors nun wesentlich zielsicherer als im Original, bei dem man sich auf das bloße Augenmaß verlassen musste.
Auch eine Erweiterung der Steuerung gibt es im HD-Remake: Über das Steuerkreuz lassen sich nun kontextbezogen bestimmte Items erreichen. Auf dem Boot werden so der Taktstock des Windes, die Kanone und der Kran besonders leicht zugänglich gemacht. Diese Erweiterung reduziert das ständige Neubelegen von Gegenständen auf ein sehr angenehmes Maß.
Neben den Anpassungen in der Spielwelt selbst gibt es mit dem Helden-Modus noch eine neue Spielvariante, die ihr Debüt als freischaltbares Extra nach dem Durchspielen von The Legend of Zelda - Skyward Sword hatte. Im Wind Waker-Remake ist der Modus aber schon von Beginn an verfügbar und bietet Spielern eine höhere Herausforderung. Alle Gegner teilen doppelten Schaden aus und auf normalem Wege lassen sich keine Herzen mehr finden. Nicht in Krügen, nicht im Gras und auch nicht als Überbleibsel besiegter Gegner. Wer mitten im Spiel merkt, dass er doch erst noch zum Helden reifen muss, kann aber vor jedem Spielstart wieder zum normalen Modus zurückkehren.
Gamepad-Funktionen und zeitgemäße Optik
Neben der obligatorischen Miiverse-Integration erfüllt Nintendo auch alle anderen Pflichtanforderungen, die sich durch die Hardware ergeben. So ist der Titel via Off-TV-Play komplett auf dem GamePad spielbar und bei Bedarf kann Link auch mit dem Wii U Pro Controller gelenkt werden. Neben diesen Komfortfunktionen dient der GamePad-Bildschirm im Spiel zudem als Inventar, über das sich die einzelnen Gegenstände via Drag & Drop den einzelnen Knöpfen zuweisen lassen. Auch die Möglichkeit, in den Tempeln und auf dem offenen Meer auf die Karte schielen zu können, ohne erst in ein eigenes Menü zu wechseln, ist eine ungemeine Bereicherung. Dazu gesellen sich einige weitere Kleinigkeiten wie beispielsweise eine Bewegungssteuerung beim Bogenschießen durch Kippen und Neigen des GamePads.
Das Hauptthema des Wii U-Remakes ist aber natürlich die Grafik, die für die Neuauflage ordentlich auf Vordermann gebracht wurde. Das Spiel wird in Full HD mit 1080p und in echtem Breitbild-Format dargestellt. Dementsprechend gestochen scharf präsentiert sich der Titel, der zudem mit komplett generalüberholten Texturen und kontrastreicheren Farben daherkommt. Außerdem wurden die Shader des Spiels verbessert und die neuen Licht- und Schatteneffekte können überzeugen. Allerdings ist zu kritisieren, dass Nintendo nur Hand an die generellen Grafikeinstellungen sowie die Texturen angelegt hat. Die Modelle der einzelnen Spielelemente wurden nicht geändert, weshalb sich das Spiel bei gleichbleibender Polygonanzahl seinen stellenweise recht kantigen Look bewahrt. Es ist etwas schade, dass man nicht einmal neue Charaktermodelle für die Hauptfiguren erstellt hat. So sehen Links texturierte Gesichtsmimiken zwar gestoßen scharf aus, doch seine grüne Zipfelmütze besteht aus genau so wenigen Polygonen wie auf dem GameCube. Dennoch: The Wind Waker HD sieht in der Gesamtbetrachtung einfach richtig gut aus.
Damit zeigt sich sowohl im Grafischen wie auch im Spielerischen, dass Nintendo durchaus einige Arbeit in seine Neuauflage gesteckt hat. Doch zu welchem Preis? Einige der Anpassungen im Gameplay gehen so sehr ins Detail, dass man sich fragt, wie perfekt man ein ohnehin schon fast perfektes Spiel noch machen will? Und was ändert das? Während Nintendo den Preis für das Spiel wohl berechtigterweise für fair hält, so ist die Spielerfahrung trotz aller großen und kleinen Anpassungen dennoch fast identisch zum Original. Wäre Nintendo hier bei einem reinen Grafikupdate geblieben, hätte man den Titel sicherlich auch kurz nach dem Launch der Konsole zum halben Preis im eShop veröffentlichen können. Was hätte dies nur für die Verkaufszahlen des Systems bedeutet? Hätte, hätte, Fahrradkette...
Fazit:
The Legend of Zelda: The Wind Waker HD ist eine einwandfreie Neuauflage geworden. Die hochauflösenden Texturen geben zusammen mit den kontrastreicheren Farben, der Auflösung in Full-HD sowie den neuen Shader-Effekten ein tolles Bild ab. Abseits der Optik ist aber fast alles beim Alten geblieben. Durch die Anpassungen im Gameplay zieht sich das letzte Viertel des Spiels nicht mehr so sehr und die neuen GamePad-Funktionen erfüllen mit einem Inventar- und Kartenbildschirm sowie Unterstützung für Off-TV-Play die Grundvoraussetzungen, die man an jedes Wii U-Spiel dieser Gattung stellen würde. Der Rest besteht aus so vielen kleinen Details, dass am Ende der persönliche Geschmack über den Kauf entscheiden muss. Das Spiel selbst ist so phänomenal, dass man auch höhere Wertungen rechtfertigen könnte. Das Remake-Paket zum Vollpreis hingegen verleitet durchaus zu Kritik. PS3-Besitzer können für weniger Geld eine HD-Neuauflage einer kompletten Spiele-Trilogie erwerben. Unser Fazit fällt daher entsprechend zweischneidig aus. Wer das Original noch nicht gespielt hat, kommt um einen Kauf einfach nicht herum. Alle anderen sollten abwägen, ob ihnen das Grafik-Update den stolzen Preis wert ist oder ob sie den Betrag nicht lieber in einen anderen Titel aus dem starken Herbst- und Winter-Lineup der Wii U-Konsole investieren.
20 Kommentare:
einmal die Drillhöhle auf Präludien durchgespielt hat.
HD ist schon was schönes, aber ich werde mir das Spiel erst holen, wenn der Preis sinkt. Könnte mir gut vorstellen, dass sie das kurz vor dem Neuen Zelda noch machen.
Das Spiel selbst ist und bleibt ein Geniestreich!
Remake hin oder her - Wenn das Spielerlebnis 'Herausragend' ist, dann ist es in meinen Augen auch den Preis wert. Es war damals schon herausragend und, wie der Test es ja auch erwähnte, nun ist es noch besser.
Für mich ist es somit 'Herausragend +'.
Nice Review - thanks!!
Ähh das zielen mit dem Gamepad "feature" ist optional, oder ???
...Und Zielen mit dem GamePad ist optional, ja ^^
Das mit den Bewertungen lässt sich leider ja nicht ändern, daher wurde die TW101 Userwertung ja auch dermaßen runtergezogen weil viele meinten sie müssen das Spiel aufgrund der Demo mit teilweise weniger als der hälfte bewerten. Und so sehr das Spiel auch geschmackssache ist, eine Wertung unter 5 Punkten hat es mit sicherheit nicht verdient.
Zu Windwaker, mal sehen wie ich die Zeit dafür finde, Vorbestellt ist es aber ich habe noch so viel zu spielen was bei meiner Rangliste höher steht... Vielleicht schaf ich es ja noch vor dem BBCP Release, ansonsten wird es auf 2014 verschoben (hatte schon den Gamecube Teil mittendrinn abgebrochen...).
Wollte ich mit meiner Bewertung hier warten, könnte ich sie erst im Dezember oder so abgeben und dann sieht sie ja eh keiner mehr.
Kurz: GCN-Version damals -> 9,5. 10 Jahre später und die gleiche Geschichte und keine neuen Inseln und/oder Dungeons -> 8,5. Wirklich eklatante Verbesserungen vor allem hinsichtlich der Optik -> 9,5.
Aber wer es noch nicht kennt und Zelda Games mag sollte es dennoch mal antesten.
Ich hab noch nen Link zu einem Gameplay Video gefunden und wer keine Angst vor Spoilern hat kann Ja mal reinschauen.MfG
https://www.youtube.com/watch?v=Dqcj70_y56c&feature=youtube_gdata_player
also auf auf leutz
Zum Spiel:
Musik: Grandios, mindestens genauso gut wie in OoT (nur die Melodien der Okarina waren eingängiger als die des Taktstocks)
Grafik: Schön hell, satte Farben, 1080p. Nur manchmal leichte Framerate-Einbrüche.
Schwierigkeit: Leider recht einfach, selbst im Heldenmodus. Aber ich hab ja auch kein Dark Souls erwartet.
Gameplay: Top, wie bei jedem Zelda. Die gewohnt hohe Qualität.
Die Neuerungen sind anscheinend sehr gut umgesetzt, ich weiß nicht wie nervig es wäre ohne das neue Super-Segel durch die Gegend zu fahren^^
Alles im allem bleibt TWW aber genial wie eh und je und hat die 9,0+ redlich verdient.